Helpful Points in the Interpretation and Use of the Ellen G. White Writings

(Übersetzung Tobias Friedel
Das englische »Counsel« habe ich immer mit »Ratschlag« wiedergegeben.
An Stellen, wo ich nicht sicher bin, die wirkliche deutsche Kernbedeutung getroffen zu haben,
steht das englische Original in Klammern.
Das Zitat aus Reader's Digest geht auf eine Übersetzung von Bruno Ulrich zurück)

Die Schriften von Ellen G. White wurden über einen Zeitraum von 70 Jahren niedergeschrieben. Einige dieser Schriften wendeten sich an Einzelpersonen, andere waren für die Gemeinde geschrieben und noch ein mal andere Schriften wendeten sich sowohl an adventistische wie auch an nichtadventistische Leser. Deshalb erscheint es wichtig, bei der Interpretation und Benutzung dieser Schriften einige hilfreiche Punkte zu berücksichtigen. Ellen G. White selbst hat eine exzellente Anleitung zur Benutzung ihrer Schriften in 5T 654-696 in dem Kapitel »Nature and Influence of the Testimonies« hinterlassen. Dieses Kapitel kann mit großem Gewinn studiert werden. Vergleiche dazu auch 1SM 15-58.

1. Lies alle verfügbaren Aussagen/Ratschläge (counsels) zu einem Thema

Ratschläge zu einzelnen Themen können zu verschiedenen Zeiten und unter unterschiedlichen Umständen geschrieben worden sein. Manche Ratschläge behandeln das Thema vielleicht umfassender als andere. Man erhält das gesamte Bild, indem man die Einzelteile zusammenfügt. Oft hatte Ellen White eine anfängliche Vision zu einem bestimmten Thema (in a certain area of instruction), die in den folgenden Jahren durch weitere detailliertere Visionen in dem Maß ergänzt wurden, in dem die Gemeinde diese weiteren Details annehmen und nutzen konnte. Beispiele dafür sind die Thematik des großen Kampfes, die Gesundheitsreform, Erziehung usw. Wenn der Leser die Gesamtheit aller Aussagen zu einem Thema vor sich hat wird er sehen, daß:
»Die Zeugnisse selbst werden der Schlüssel zum Verständnis der gegeben Botschaften sein, so wie auch die Schrift sich selbst auslegt.« 1SM 42

2. Lies spezielle Ratschläge in ihrem Textzusammenhang

Der Kontext läßt die Bedeutung normalerweise deutlich werden und kann den Mißbrauch aus dem Zusammenhang gerissener Aussagen vermeiden helfen. Ein Beispiel findet sich in 2T 400 in der Aussage »Eier gehören nicht auf deinen Tisch«. Der Kontext zeigt, daß dieser Ratschlag einer bestimmten Familie gegeben wurde, in der bestimmte, in diesem Kapitel näher erklärte Umstände vorlagen. Ellen White fügte diesen Ratschlag in den Testimonies ein, um anderen Familien zu helfen, die mit dem gleichen Problem zu tun hatten. Diesem Satz Allgemeingültigkeit beizumessen, ist ein ernster Mißbrauch. Vergleiche dazu 7T 135, 9T 162 und The Ministry of Healing 320, wo Eier ihren festen Platz in einer normalen Ernährung haben. Jede Aussage in ihrem ganzen Zusammenhang zu lesen ist zum wirklichen Verständnis der Intention des Autors absolut notwendig.

3. Berücksichtige Ort und Zeit einzelner Ratschläge

Über die Veröffentlichung und den Gebrauch der Zeugnisse schrieb Ellen White:
»Nichts von den Zeugnissen wird ignoriert oder weggelassen, aber der Ort und die Zeit müssen berücksichtigt werden.« 1SM 57
Auch wenn die Prinzipien zeitlos sind, müssen doch die einzelnen Ratschläge, die diese Prinzipien beinhalten, im Licht der Zeit und der Umstände ihrer Abfassung gesehen werden. Das Zeugnis von 1894, das den »Fahrradwahnsinn« (»bicycle craze«) behandelt, kann nur im Licht der Umstände dieser Zeit richtig verstanden und angewendet werden. Lies, was Mrs. White über die Geschehnisse in Battle Creek gezeigt wurde:
»Es schien ein Fahrradwahnsinn ausgebrochen zu sein. Geld wurde ausgegeben, um die Begeisterung zu befriedigen... Ein bezaubernder Einfluß schien sich wie eine Welle über unser Volk auszubreiten... Satan setzt alles daran unser Volk dazu zubringen, seine Zeit und sein Geld in die Befriedigung dieser angeblichen Bedürfnisse zu investieren. Das ist eine Art des Götzendienstes... Einige kämpften um die Meisterschaft und jeder versuchte, den anderen in der Geschwindigkeit zu übertreffen.« 8T 51,52
Um diese Aussage richtig verstehen zu können, muß man etwas über die Situation in der Mitte der 1890er wissen. Ein paar Sätze aus einem Artikel in The Reader's Digest vom Dezember 1951 liefern uns die notwendigen Informationen:
»Gegen Ende des letzten Jahrhunderts wurden die Menschen von einer brennenden Leidenschaft mitgerissen, die ihnen wenig Zeit oder Geld für irgend etwas anderes übrigließ... Was war diese große neue Masche? Um eine Antwort zu erhalten, brauchten die Händler lediglich aus dem Fenster zu blicken und ihre früheren Kunden vorbeisausen zu sehen. Man hatte das Fahrrad entdeckt, und jeder nutzte die Freiheit, die es mit sich brachte, bestmöglich aus. Das Fahrrad begann (seine Karriere) als ein Spielzeug der Reichen. Die Gesellschaft und berühmte Persönlichkeiten schwangen sich auf die Räder...
In seinen Anfängen kostete ein Fahrrad 150$ - vergleichbar mit den Kosten eines heutigen Automobils. Jedes Familienmitglied wollte ein Rad haben, und oft wurden die gesamten Familienersparnisse aufgebraucht, um die Wünsche zu erfüllen...«
Weil sich die Umstände schnell veränderten wurde das Fahrrad zum kostengünstigsten Transportmittel. Dieses Zeugnis von 1894 steht einem vernünftigen Gebrauch des nun kostengünstigen Fahrzeugs nicht entgegen. Wie auch immer, die Punkte, bei denen Zeit und Ort wichtig sind, sind ziemlich selten. Es muß ein klarer Beweis dafür vorliegen, daß die Umstände sich geändert haben, damit solche Überlegungen richtig angewendet werden können.

4. Finde das zugrundeliegende Prinzip und versuche, es auf heute zu übertragen

Die Ratschläge des Geistes der Weissagung sind keine willkürlichen Verbote. Die Ratschläge wurden uns aus stichhaltigen Gründen (sound reasons) gegeben. In fast allen Fällen werden uns diese Gründe auch genannt, so daß sich die den speziellen Ratschlägen zugrunde liegenden Prinzipien erkennen lassen. Um auf das obige Beispiel zurück zu kommen: Bezogen auf das Fahrradfahren offenbart das Lesen der ganzen Aussage, daß wir es vermeiden sollen, Geld sinnlos für selbstsüchtige Vergnügen in einem Geist des Kampfes, der Selbstbehauptung, der Rivalität und der Selbstdarstellung auszugeben. Dieses Prinzip verändert sich nicht - unabhängig vom Status des Fahrrades. Sie helfen uns unsere Einstellung zu den Dingen zu finden, die das heutige Gegenstück des Fahrrads sind.
Ein anderes Beispiel findet sich in den Ratschlägen in 7T 83,84, die sich auf gemauerte Gebäude beziehen, die für medizinische Zwecke genutzt werden sollen. Weil »Gebäude aus Steinen und Ziegeln immer kalt und feucht« und »teuer« sind und vom gesundheitlichen Standpunkt »ein Holzgebäude einem Steingebäude vorzuziehen ist«, weisen diese Ratschläge von 1902 in die Richtung von Holzgebäuden (frame buildings). Heutige Leiter unserer Gemeinschaft finden angeleitet durch die klar formulierten Prinzipien von Ökonomie, Gesundheit und Bequemlichkeit und angesichts moderner Bauvorschriften keine Alternativen mehr zu Steinbauten. Mit modernen Bautechniken und Heizmethoden sind diese Konstruktionen gesund, komfortabel und - auf lange Sicht - ökonomischer als Holzkonstruktionen. Die den Ratschlägen zugrunde liegenden Prinzipien sind wichtiger als Betrachtungen über Details, die sich in der Zwischenzeit verändert haben.

5. Beachte die Natur der Inspiration

Wenn man sich mit bestimmten Problemen befaßt ist es gut, die Art und Weise, in der Gott seinen Propheten Dinge geoffenbart hat, nicht aus den Augen zu verlieren. Es gibt keine Verbalinspiration, bei der der Prophet zu einem mechanischen Schreib- oder Sprechinstrument Gottes wurde. Vielmehr wurde der Geist des Propheten durch eine Vision erleuchtet. Dann wurden die Worte unter der Wirkung des Heiligen Geistes mit den Worten des Propheten an die Menschen weitergegeben. Ellen White schreibt:
»Auch wenn ich beim Niederschreiben meiner Visionen - so wie ich sie gesehen habe - von Gott abhängig bin, kleide ich das, was ich gesehen habe, doch in meine eigenen Worte, es sei denn, es sind von einem Engel gesprochene Worte. Diese setze ich immer in Anführungszeichen.« The Review and Herald, 08.10.1867, zitiert in 1SM 37
Lies dazu auch die Einführung in »Der große Kampf« und 1SM 15-39

6. Betrachte die Botschaften als zeitlos

Die verstrichenen Jahre haben die Zeugnisse nicht außer Kraft gesetzt. 1907 schrieb Ellen White:
»Die Zeit und Sorgen haben die Anweisungen, die uns gegeben wurden, nicht ungültig gemacht... An den Anweisungen, die uns in den ersten Tagen der Botschaft gegeben wurden müssen wir auch heute, in ihren letzten Tagen, festhalten« 1SM 41
Bei der Generalkonferenz 1909 erklärte sie:
»Mir ist gezeigt worden, daß die Prinzipien, die uns in den ersten Tagen der Botschaft gegeben wurden, auch heute noch wichtig sind und genauso gewissenhaft beachtet werden müssen wie damals.« 9T 158

7. Beachte, daß die Ratschläge wissenschaftlich korrekt sind

Obwohl die Bücher keine wissenschaftlichen Werke sind, sind sie doch wissenschaftlich korrekt. Unser Werk im Bereich der Ernährung und der Medizin erhält an Punkten, die wir früher nur durch den Geist der Weissagung kannten und akzeptiert haben, immer mehr Unterstützung von der Wissenschaft. Fürchte dich nicht, einige Dinge zu akzeptieren, die bis heute nicht in wissenschaftlichen Labors oder archäologischen Ausgrabungsfeldern bewiesen werden konnten. Zur rechten Zeit wird die Wissenschaft zweifelsfreie Beweise für viele weitere Wahrheiten liefern, die Gott uns bereits offenbart hat.

8. Die Ratschläge haben weltweite Gültigkeit

Es war niemals das Anliegen der Zeugnisse, nur in einem Land Dienst zu tun (to serve in only one country). Wenn man die Zeugnisse an beliebigen geographischen Orten anwenden will ist es hilfreich, die Prinzipien zu erforschen, die die Zeugnisse beinhalten. Für alle sechs Jahre, die Ellen White in den Vereinigten Staaten gewirkt hat, hat sie ein Jahr in Übersee verbracht. Die in Band 6 festgehaltenen Ratschläge bzgl. unseres Erziehungswesens, die sie in Australien geschrieben hat, können gleichermaßen in Australien, den USA und sonst wo auf der Welt angewendet werden. Gott wußte, was sein Volk brauchen würde und gab ihm Anweisungen, die an alle Verhältnisse angepaßt werden können.

9. Akzeptiere die Gesamtheit der Zeugnisse und wende sie konsequent an

Wenn wir uns entschieden haben, den Geist der Weissagung zu akzeptieren, haben wir nicht das Recht, nur einen Teil anzunehmen und den Rest abzulehnen. Hierüber schrieb Ellen White:
»Es gibt einige Gläubige, die einen bestimmten Teil der Zeugnisse als Botschaft Gottes akzeptieren und einen anderen Teil ablehnen - den Teil, der ihre bevorzugten Schwächen (indulgences) betreffen. Solche Menschen arbeiten gegen ihr eigenes Wohlergehen und gegen das Wohl der Gemeinde. Es ist wichtig, daß wir im Licht wandeln, wenn wir das Licht haben.« 9T 154

10. Die Ratschläge bieten uns eine Stimme der Autorität für die Unterscheidung von Wahrheit und Irrtum.

Gott benutzte den Geist der Weissagung, um die Gemeinde vor Irrlehren zu bewahren und ihr die Wahrheit zu zeigen. Dies geschah in den frühen Tagen, als die Fundamente gelegt wurden und man sich dem Studium der Lehrpunkte zuwandte. Unterschiedliche Standpunkte wurden dargelegt, aber ein kurzes Zitat aus Evangelium Workers (302) sagt:
»Die Kraft Gottes kam über mich und ich konnte klar zwischen Wahrheit und Irrtum unterscheiden.«
Punkte betreffend, die eindeutig als Wahrheit identifiziert wurden, schrieb sie:
»Wenn die Kraft Gottes etwas als Wahrheit bezeichnet, muß diese Wahrheit für immer bestehen bleiben. Keine nachfolgenden Ansichten, die dem Licht entgegenstehen, sollen verbreitet werden.« 1SM 161
Aussagen wie die folgende, im Jahr 1910 geschriebene zeigen, daß die Schriften über die Lebenszeit der Botin hinaus eine wichtige Rolle bei der Unterscheidung von Wahrheit und Irrtum spielen. Obwohl sie hier gerade dabei war, an einem Manuskript zu arbeiten, bezieht sich diese Aussage natürlich auf E. G. Whites gesamte Schriften:
»Der Herr hat mir viel Licht gegeben, daß ich den Menschen weitergeben möchte, denn es sind Anweisungen, die der Herr mir für sein Volk gegeben hat. Es ist Licht, das sie Zeile für Zeile und Unterweisung für Unterweisung haben sollten - hier ein wenig, und dort ein wenig. Jetzt kommt das alles vor das Volk, um bestimmte Fehler zu korrigieren und klarzustellen, was Wahrheit ist. Der Herr hat viele Dinge geoffenbart, die zu Wahrheit hinweisen, indem er sagte: Diesen Weg sollt ihr gehen.« Letter 127, 1910

11. Beachte, daß es manche Dinge gibt, die schwer zu verstehen sind

Ellen White schrieb:
»Obwohl Gott sehr viele Beweise für den Glauben gegeben hat, wird er niemals alle Gründe für den Unglauben beseitigen. Jeder, der nach einem Haken sucht, an dem er seine Zweifel aufhängen kann, wird einen solchen Haken finden. Und diejenigen, die sich weigern das Wort Gottes anzunehmen und ihm zu gehorchen bevor jeder Einwand ausgeräumt ist und es keine Möglichkeit mehr zum Zweifeln gibt, werden nie zum Licht kommen.
Mißtrauen gegenüber Gott ist die natürliche Haltung des unbekehrten Herzens; es steht Gott feindselig gegenüber. Aber Glaube ist vom Heiligen Geist inspiriert und er wird nur erblühen, wenn er auch gepflegt wird. Niemand kann ohne entschiedene Bemühungen stark im Glauben werden. Unglaube wächst, wenn er ermutigt wird; wenn Menschen sich mit Fragen und Zweifeln beschäftigen, anstatt sich mit dem zu beschäftigen, was Gott ihnen zur Stärkung ihres Glaubens gegeben hat, werden sie feststellen, daß ihre Zweifel immer stärker werden.« The Grate Controversy 527
Und auch das schreibt der Geist der Weissagung:
»Satan hat die Möglichkeit, Zweifel und Einwände an den von Gott gegebenen Zeugnissen zu verbreiten und viele halten es für eine Tugend und ein Zeichen der Intelligenz, ungläubig zu sein, alles zu hinterfragen und Haarspalterei zu betreiben. Wer zweifeln will wird dazu viele Möglichkeiten haben. Gott hat nicht vor, alle Möglichkeiten des Unglaubens zu entfernen. Er gibt uns Beweise (evidences), die mit einem demütigen und lernwilligen Geist sorgfältig untersucht werden müssen und aufgrund dieser Beweise (evidences) soll jeder sich selbst entscheiden.« 5T 675,676
Es mag einige Dinge geben, die wir mit unserem beschränkten Geist nicht zu unserer vollen Zufriedenheit erklären können. Aber wir sollten unserer begrenzten Auffassung nicht gestatten, die Beweiskraft dieser unanfechtbaren Beweismittel (evidences) zu überlagern. Wir werden feststellen, daß der Glaube durch die Erfahrungen wächst und sich entwickelt.

12. Die Ratschläge wurden uns nicht gegeben, um Glauben, Eigeninitiative, harte Arbeit oder Bibelstudium zu ersetzen

Gott benutzte den Geist der Weissagung nicht, um uns abhängig oder schwach zu machen. Vielmehr sollen die Zeugnisse uns darin bestärken, das Wort Gottes zu studieren und mutig voran zu schreiten.

13. Lies die Ratschläge, um Gottes willen zu erkennen und nicht, um vorgefaßte Meinungen zu überprüfen

Ellen White weist darauf hin, daß das leicht passieren kann:
»Warum werden Menschen die Wahrheit nicht erkennen und ausleben? Viele lesen in der Bibel, um ihre eigene Meinung bestätigt zu finden. Sie verändern die Bedeutung des Wortes Gottes, um damit ihre eigenen Ansichten rechtfertigen zu können. Und das tun sie genauso mit den Zeugnissen, die Gott gegeben hat. Sie zitieren einen halben Satz und lassen die andere Hälfte, die ihren Irrtum aufzeigen würde, weg. Gott stellt sich gegen diejenigen, die die Schrift verdrehen, um so mit ihr eigene, vorgefaßte Ansichten vertreten zu können.« Manuskript 22, 1890

14. Beachte, daß die äußeren Umstände in Institutionen und im Leben einzelner sich verändern können

Der Zweck der zurechtweisenden Zeugnisse ist es, zu einer Veränderung zu führen. Wenn diese Veränderung stattgefunden hat, muß das auch zur Kenntnis genommen werden. In einer Nachricht, die Ellen White der Generalkonferenz von 1893 schickte, erklärte sie:
»Nicht einer von zwanzig, deren Namen in unseren Gemeindebüchern stehen, ist darauf vorbereitet, seine irdische (Lebens-)Geschichte abzuschließen.« Christian Service, 41
Diese Aussage muß auf die Situation 1893 bezogen werden - auf die Zeit, in der sie gemacht wurde. Sie sollte die Gemeinde aufrütteln und zu einer Veränderung führen, so daß ein höherer Prozentsatz der Gemeindeglieder darauf vorbereitet wären, ihrem Herrn zu begegnen. Diese Aussage wörtlich auf heute zu übertragen würde bedeuten, sie entgegen dem Selbstverständnis der Zeugnisse zu verwenden (would be out of keeping with an understanding of the purpose of the giving of the testimonies).
Ein anderes Beispiel aus 2SM 81:
»Der Herr hielt es für angemessen, dem Ältesten Smith Worte der Umkehr zu senden, denn dieser war auf Abwege geraten. Aber ist dies ein Beweis dafür, daß Gott ihn aufgegeben hatte? Nein! 'Ich überführe und züchtige alle, die ich liebe. Sei nun eifrig und tu Buße!' (Offb. 3:19, Elberfelder Bibel). Der Herr mahnt Fehler in seinem Volk an - aber ist das ein Zeichen dafür, daß er es verworfen hat? Nein.«

15. Vermeide nichtauthentifizierte Aussagen.

Es sollte Sorgfalt darauf verwendet werden, nichtauthentifizierte Aussagen nicht zu verwenden. Oft stehen diese Worte den wahren Lehren des Geistes der Weissagung entgegen und ihre Benutzung birgt Gefahren. Zu diesem Punkt rät uns Ellen White:
»Und jetzt will ich allen sagen, die sich nach der Wahrheit sehnen: Beachtet keine nichtauthorisierten Berichte darüber, was Schwester White gesagt, getan oder geschrieben hat. Wenn ihr wissen wollt, was der Herr durch sie offenbart hat, lest ihre veröffentlichten Werke. Wenn es Dinge von Interesse gibt, über die sie nichts geschrieben hat, dann greift diese Punkte nicht auf und verbreitet nicht eifrig das Gerücht, sie hätte dazu etwas geschrieben.« 5T 696
Wenn eine fragliche Aussage von Ellen White nicht im Index gefunden werden kann, dann Kontakte zuerst das White Estate und erkundige dich dort, bevor du diese fragliche Aussage benutzt. Eine ganze Reihe von Aussagen, die weit verbreitet Akzeptanz gefunden haben aber nicht zweifelsfrei auf Ellen White zurückgeführt werden können, findest du im Anhang C.

16. Korrekte Schlußfolgerungen stehen im Einklang mit dem Gesamtbild der Schriften des Geistes der Weissagung

Schlußfolgerungen aus dem Studium der Zeugnisse müssen mit den Grundaussagen der gesamten Schriften des Geistes der Weissagung in Einklang stehen. Aussagen, die ein beklagenswertes Bild einzelner Personen oder Gruppen zeichnen, können aus ihrem Zusammenhang gerissen und in einer Weise neu zusammengefügt werden, die ein neues Bild ergeben, das aber nicht mit den Grundaussagen der Schriften von Ellen White vereinbar ist. Aussagen, die nur bestimmte Phasen der Ratschläge skizzieren (delineating certain phases of counsel), können ebenso einen Mißbrauch darstellen. Wenn Schlußfolgerungen aus einer Reihe von Aussagen nicht in Übereinstimmung mit den Grundaussagen des Gesamtwerkes von Ellen White stehen, ist schlechte Arbeit geleistet worden.

17. Die Schriften des Geistes der Weissagung sollen andere nicht erschlagen (are not to hammer or drive)

Die Zeugnisse sollen nicht dazu benutzt werden, jemanden zu etwas zu treiben oder zu nötigen. Sie stellen uns Leitlinien vor Augen. Es ist unser Vorrecht und unsere Verantwortung, uns um andere zu bemühen und sie zu überzeugen, aber nicht sie zu bedrängen.
»Wir mögen so streng zu uns selbst sein wie wir nur wollen, wenn es darum geht, uns zu disziplinieren. Aber wir müssen sehr vorsichtig sein, andere Seelen nicht zu vertreiben.« 3T 507
Das wird an der Umsetzung der Kleidungsreform in den 1860ern deutlich:
»Einige von denen, die die Kleidungsreform umgesetzt haben, waren nicht damit zufrieden, mit ihrem Beispiel die Vorteile der neuen Kleidung zu demonstrieren und auf Nachfrage zu erklären, warum sie sich so kleiden und die Sache ansonsten auf sich beruhen zu lassen. Sie versuchten, das Gewissen der Anderen zu kontrollieren. Das, was sie trugen, mußten auch alle anderen anziehen. Sie übersahen dabei völlig, daß niemand dazu gezwungen werden sollte, die neue Kleidung zu tragen.« 4T 636

18. Gewissensentscheidungen muß jeder für sich selbst treffen

Es muß berücksichtigt werden, daß Individuen mit verschiedenen persönlichen Hintergründen und Erfahrungen anders auf bestimmte Ratschläge reagieren, als andere. Jeder Mensch muß selbst bestimmte Dinge mit seinem Gewissen und mit Gott ausmachen. Ellen Whites Position dazu wird in dem, was sie in den frühen Tagen der Bewegung in Zusammenhang mit der Gesundheitsreform geschrieben hat, deutlich:
»Wir dürfen nur so schnell voranschreiten, daß wir diejenigen mit uns mitnehmen können, deren Gewissen und Verstand von der Wahrheit, die wir vertreten, überzeugt ist. Wir müssen den Menschen dort begegnen, wo sie stehen. Manche von uns haben lange dafür gebraucht, dort anzukommen, wo wir in Bezug auf die Gesundheitsreform längst angelangt sind. Eine Ernährungsreform zu verwirklichen ist ein langer Weg. Wir treffen auf ungezügelten Appetit; die Welt ist der Völlerei verfallen. Wenn wir den Menschen so viel Zeit geben wollen wie wir selbst sie gebraucht haben, um am jetzigen Stand der Gesundheitsreform anzukommen, dann müssen wir sehr geduldig mit ihnen sein und ihnen gestatten, einen Schritt nach dem anderen zu machen, so wie auch wir es getan haben, bis sie in der Gesundheitsreform wirklich fußgefaßt haben. Und wir sollten sehr vorsichtig sein, kein zu großes Tempo vorzulegen, damit wir nicht denselben Weg zurückgehen müssen. Bei den Reformen ist es besser, einen Schritt vor dem Ziel zu stehen, als sich wieder einen Schritt vom Ziel entfernen zu müssen. Und wenn Fehler passieren müssen wir sie den Menschen eingestehen.« 3T 20,21

19. Bleibe absolut aufrichtig

Jeder von uns muß in seiner Beziehung zum Geist der Weissagung aufrichtig bleiben. Jeder Einzelne hat einen Einfluß für oder gegen die Akzeptanz des Geistes der Weissagung.
»Niemand soll hier und da ein Wort des Zweifels fallen lassen, das wie Gift im Geiste anderer wirkt und ihr Vertrauen in die von Gott gegebenen Botschaften, die geholfen haben, das Fundament des Werkes zu legen und bis heute zur Umkehr rufen, uns korrigieren, warnen und stärken, erschüttert.« 1SM 43
Ignoranz der Ratschläge ist keine Entschuldigung. Wir lesen über diejenigen, die wissen daß
»in den Zeugnissen die vielfältigen Sünden der Schuldigen beim Namen genannt werden, aber sie wollen es nicht lesen.« 1SM 47
Das Material ist vorhanden, wird aber nicht gelesen.

20. Die Zeugnisse präsentieren Gottes Ideal

Gott stellt seinem Volk sein Ideal vor, dem wir immer nachjagen sollten. Es mag eine Weile dauern, diesen Punkt zu erreichen. Manche werden in mancher Hinsicht immer wieder versagen. Aber Gott wird sein Volk nicht verstoßen, solange es seine Ideale zu erreichen versucht. Aber wie viel reicher könnte er uns segnen und wie viel Leid könnten wir uns selbst ersparen, wenn wir seinen Willen erkennen und seine Botschaften von ganzem Herzen akzeptieren würden.
Betrachten wir beispielsweise die Entstehung unseres ersten Colleges. Die Anweisung lautete, Erziehungseinrichtungen mit eigenem Grund und Boden, Industrie und Landwirtschaft, zu errichten. Die Brüder reagierten auf den Wunsch nach einem College und bauten in Battle Creek auf einem kleinen Stück Land auf der dem Sanatorium gegenüberliegenden Straßenseite. Ellen White sah, daß diese Institution eine Menge Probleme bekommen und niemals den Plan Gottes vollständig verwirklichen würde. Trotzdem stand sie hinter dem Projekt und gab ihm ihre volle Unterstützung. Aber als die Zeit reif dafür war, drängte sie auf den Umzug des Projektes an einen Ort, der mehr den Vorgaben Gottes entsprach.

21. Gehorsam wird von Gott gesegnet

Wir müssen beachten, daß
»diejenigen, die die Zeugnisse als Botschaften Gottes annehmen, durch sie Hilfe und Segen erfahren werden.« Testimonies to Ministers 42
Gottes Segen steht in direktem Zusammenhang mit der Akzeptanz seiner Ratschläge und unserer Bereitschaft, sie in unserem Leben und in der Arbeit umzusetzen.


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